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Beitrag vom 29.04.2003
Hero: Leuchtende Seide und klingende Schwerter
Kirsten Eisenberg
Dieser Film wird all diejenigen begeistern, die auch schon in Ang Lees Welterfolg „Tiger and Dragon“ ins Schwärmen gerieten und ihre Schwäche für das fernöstliche Martial-Arts-Genre entdeckten.
Vor über zweitausend Jahren war China noch in sieben Königreiche aufgeteilt, welche erbittert um die Herrschaft über ein einziges, riesiges Reich kämpften. Besonders der in der Überlieferung als grausamer Tyrann dargestellte König von Quin war besessen von der Idee, Kaiser zu werden. Dies brachte ihm viele Feinde ein. Er war dadurch Ziel zahlreicher Attentäter. Um seine Person werden heute noch spannende Legenden um Treue, Liebe und Intrigen erzählt.
Der Film „HERO“ behandelt einen dieser Mythen: Schon seit zehn Jahren trachten die Kämpfer BROKEN SWORD (Tony Leung Chiu-Wai), FLYING SNOW (Maggie Cheung Man-Yuk) und SKY (Donnie Yen)danach, den machthungrigen König von Quin (Chen Dao Ming) auszuschalten. Keiner konnte die drei bisher besiegen.
Doch da kommt ein namenloser Kämpfer (Jet Li) an den Königshof, der dem Herrscher die Waffen der gesuchten Attentäter zu Füßen legt.
NAMELESS darf sich dem König zur Belohnung bis auf 10 Schritt nähern und beginnt, von seiner Bezwingung der drei Kämpfer zu berichten. Doch der Herrscher hegt schon bald Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Fremden und entlarvt ihn als eigentlichen Feind. Abwechselnd mit der Jetzt-Zeit am Königshof werden die ZuschauerInnen durch insgesamt drei Versionen der Ereignisse geführt. Was ist Wahrheit, was Lüge und was ist Trug?
Regisseur Zhang Yimou gewann gleich mit seinem Regiedebüt "Das rote Kornfeld" auf der Berlinale 1988 einen Goldenen Bären. Dieses Jahr wurde "Hero" in Berlin mit dem Alfred Bauer Preis ausgezeichnet, und sogar als bester nicht-englischsprachiger Film für einen Oscar nominiert.
Schon als Kind war Zhang Yimou ein eifriger Leser von Wuxia-Literatur, den chinesischen Martial-Arts-Romanen. In "Hero" wollte er das Genre vom zentralen Motiv Rache nun in eine andere Richtung lenken. Die Botschaft des Films lautet: Der wahre Held ist immer auf der Suche nach Möglichkeiten zur Reduzierung von Gewalt. Er wird von der Sehnsucht nach Beendigung des Krieges geleitet. "Hero" behandelt in diesem Sinne ein brandaktuelles Thema.
Fünf der größten Talente, die der chinesische Film zu bieten hat, konnte Zhang Yimou für "Hero" gewinnen. In der Rolle des NAMELESS sehen wir den viermaligen Landesmeister und Absolventen der Pekinger Martial Arts Academy, Jet Li. Schon 1979 startete er seine nationale Leinwandkarriere in "The Shaolin Temple". Im Jahr 1998 gelang ihm dann der Sprung nach Hollywood, wo er neben Mel Gibson in "Lethal Weapon 4" fightete. Tony Leung Chiu-Wai als BROKEN SWORD hingegen wurde schon in Cannes für seine Leistung in der wunderschönen Romanze "In the Mood for Love" als Bester Darsteller ausgezeichnet. Ebenfalls preisüberhäuft ist Maggie Cheung Man Yuk, die in "Hero" die Powerfrau FLYING SNOW repräsentiert. Gleich vier Auszeichnungen heimste sie in Berlin, Chicago, Taiwan und Hongkong als Beste Darstellerin in "The Actress" ein.
Liebe zum Detail: Der Film scheute keine Kosten in bezug auf die imposante Ausstattung. Tausend Meter Seidenstoff wurden für die wunderschönen Kostüme in den intensiven Farben verbraucht. Allein für die erste Version der Legende, in der die Kämpfer ganz in Rot gekleidet sind, entwickelte Kostümdesignerin Emi Wada 54 Farbschattierungen, wobei sie jedes Stück Stoff von Hand färbte! "Die Ästhetik des Filmes ist untrennbar verbunden mit dem Plot", erläutert Regisseur Zhang. Das ist schön, denn so kommt frau gleich dreimal in den Genuss äußerst ansprechender Kostüme und kunstvoll geflochtener, tiefschwarzer Haarprachten. In leuchtendes Rot, kühles Blau und reines Weiß sind die einzelnen Erzählstränge gebettet.
Was die Drehorte angeht, so entwickelte Regisseur Zhang unvergleichbaren Perfektionismus. Für eine Szene, in der zwei Kämpferinnen inmitten von goldgelbem, wirbelndem Laub kämpfen, wurde eigens ein Spezialist engagiert, um den Goldton der Blätter an die Umgebung anzupassen.
Abschliessend bleibt zu sagen: Ein Film ganz im Sinne der wirbelden Schwertkämpfer mitexotischen Farbexplosionen. Und falls ihr Nachbar plötzlich in spöttisches Gelächter ausbricht - machen Sie sich nichts daraus. Nicht jedem liegen eben die sinnlichen, ausschweifenden Bilder, in denen Menschen durch Räume schweben oder Pfeile mit der bloßen Hand fangen können.
HERO
Regie: Zhang Yimou
China 2003, 99 Minuten
Verleih: Constantin Film
Mit Jet Li, Tony Leung Chiu-Wai, Maggie Cheung Man-Yuk und Zhang Ziyi
Kinostart: 05. Juni 2003